In einer schweren Zeit meines Lebens hat Yoga mich gerettet.
Das klingt für dich unglaublich?
Nun, ich denke, jeder Mensch braucht einen Anker im Leben, der ihn während großer Stürme nicht ins wilde Meer hinaustreiben lässt. Für mich war es Yoga, für jemand anderen ist es vielleicht die tägliche Joggingrunde, ein Kurs im Kreativen Schreiben oder die intensive Beschäftigung mit einem geliebten Haustier.
Als ich in dieser Lebenskrise steckte, wusste ich weder ein noch aus.
Ich stellte mein gesamtes Leben in Frage und hatte das Gefühl des völligen Ausgeliefertseins, einer tiefen Machtlosigkeit. Ich probierte alles aus, das mir irgendwie helfen könnte und landete nach vielen Fehlversuchen in einem Yogakurs für Frauen. Jede Woche ging ich hin und langsam, ganz langsam begann sich etwas in mir zu regen. Ich bekam wieder Boden unter den Füßen, spürte mich und meinen Körper und erkannte, dass ich NICHT machtlos sondern unendlich machtvoll bin.
Ich erkannte, dass ich NICHT machtlos, sondern unendlich machtvoll bin.
Mein Atem half mir, mich in schwierigen Situationen zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bewahren.
Das langsame und bewusste Bewegen meines Körpers holte mich in meinen Körper zurück und ich bekam eine Vorstellung davon, wie sich Heimat anfühlt.
Das achtsame Innehalten unterstütze mich dabei, Vertrauen in mich selbst und das Leben an sich zu entwickeln und endlich wieder für mich und meine Bedürfnisse aufzustehen.
Yoga ist ein Weg. Ein Lebensweg.
Durch Yoga, Ayurveda und der Kraft der Natur lerne ich jeden Tag mehr, meinen Lebensweg in Vertrauen, Gelassenheit und Liebe zu gehen. Natürlich ist nicht jeder Tag gleich – Hürden und Rückschläge kennt wohl jede.
Aber ich habe meinen Anker, der mich die wilden Stürme des Lebens vertrauensvoll annehmen lernt, stets wissend, dass nach jeder Dunkelheit, die Sonne zurückkehren und mein Herz wieder wärmen wird.
Warum ist Yoga für hochsensible Menschen so hilfreich?
Ständige Reizüberflutung und ihre Folgen.
Wie du bereits in diesem Blogbeitrag lesen konntest, sind hochsensible Menschen einer großen Anzahl äußerlicher, aber auch innerlicher Reize ausgesetzt, was zu einer Überforderung des gesamten Systems (Stichwort Reizüberflutung) und permanentem Stress führen kann.
Hinzu kommt die erhöhte Überlagerung von Reizen.
Das vegetative Nervensystem braucht nach jedem Reiz eine gewisse Zeit, um wieder in Balance zu kommen. Folgen aber viele Reize dicht aufeinander bewirkt dies eine Überlagerung. Das allgemeine Erregungsniveau bleibt konstant hoch und wir kommen nicht mehr richtig zur Ruhe. Daher kommt es bei hochsensiblen Menschen häufiger zu chronischem Stress.
Diesem ständigen hohen Stressniveau gilt es entgegen zu wirken und da kommt Yoga ins Spiel.
Yoga ist unglaublich hilfreich darin, dein Nervensystem auszubalancieren, endlich wieder in die Entspannung zu kommen, deine Stressmuster zu entlarven und dich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auch bei Ängsten und Sorgen kann Yoga dich unterstützen. Mehr dazu kannst du in HIER nachlesen.
Ich bin überzeugt davon, dass Yoga ein großartiges Tool für hochsensible Menschen ist, um in ihre Kraft zu kommen. Deshalb nehme ich dich jetzt mit in die Welt des Yoga und zeige dir 5 Gründe, warum du als hochsensibler Mensch unbedingt Yoga praktizieren solltest.
1. Yoga kann Reizüberflutung entgegenwirken
Viveka und kraft der unterscheidungsfähigkeit
Yoga kann dieser permanenten Reizüberflutung entgegenwirken. Bewusst ausgeführte Yoga-Übungen, Pranayama und Meditation unterstützen dich dabei, Achtsamkeit zu entwickeln und den Fokus stärker auf das Hier und Jetzt zu legen.
Im Yoga finden wir viele Konzepte zur Geistesschulung, um mehr Ruhe und Stabilität zu entwickeln. Der Begriff Viveka, der so viel bedeutet wie Unterscheidungsfähigkeit, ist im Zusammenhang mit Hochsensibilität besonders hilfreich.
Durch Viveka lernen wir, „das Unwesentliche vom Wesentlich, das Schädliche vom Wohltuenden, das Stresserzeugende vom Stresslindernden zu unterscheiden.“ (Trökes, 2015). Diese Unterscheidungsfähigkeit kommt hochsensiblen Menschen zugute, um zu erkennen, wann und wo eine Stressreaktion im Körper beginnt und wie sie diesen entgegenwirken können. Das kann durch eine achtsame Wahrnehmung von Körper und Geist, nicht nur während der täglich Yogapraxis sondern auch im Alltag gelingen.
2. Yoga führt zu mehr Selbstwirksamkeit
Innere Reize können uns ebenfalls belasten
Auch innere Reize können für Hochsensible belastende Stressoren darstellen. Vielleicht verfällst du oft in ständiges Gedankenkreisen, neigst dazu schlecht über dich selbst zu denken oder machst dir viel zu viele Sorgen. All diese inneren Reize belasten dein System noch zusätzlich. Du bist angespannt, ohne es bewusst zu bemerken und kommst so in einen Kreislauf, der zu einer chronischen Stressbelastung führen kann.
Yoga lehrt uns, mentale Muster zu beobachten und feiner wahrzunehmen.
Selbstwirksamkeit entsteht, indem wir lernen, unser Denken und Verhalten in bestimmten Situationen zu beobachten, ungesunde Muster zu erkennen und zu lernen, angemessen damit umzugehen, sodass unser Körper nicht mehr so schnell in einen belastenden Stressmodus verfällt.
Wichtig ist nur, dass du dir für deine Yogapraxis bewusst Zeit nimmst.
Komm auf deiner Matte an und führe jede Übung achtsam aus. Spür deinen Körper, spüre die Matte unter dir, spüre deinen Atem, spüre dich selbst. Komm ganz bei dir an und beobachte, welche Gedanke und Gefühle bei bestimmten Übungen in dir hochkommen. Lass sie zu und lass sie dann einfach weiterfließen.
Du wirst bemerken, dass du diese feine Wahrnehmung deiner Empfindungen mit der Zeit auch im Alltag anwenden kannst. So wirst du dir deiner selbst bewusster und kannst viel schneller reagieren, wenn du innere Reize erzeugst, die dir nicht guttun.
3. Atemübungen harmonisieren dein Nervensystem
Bewusste Atmung entspannt und erhöht die Lebensenergie
Doch wie kann das gelingen? Pranayama hilft dir dabei, deine Lebensenergie (Prana) zu erhöhen.
Durch bewusste tiefe Atmung verteilen wir Prana in jede Zelle unseres Körpers und versorgen uns so mit Energie. Er hilft dabei, den Körper zu harmonisieren. Sympathikus und Parasympathikus können durch bewusste Atemführung beruhigt oder angeregt werden, sodass auf Dauer eine gesunde Pulsation zwischen Ruhe und Anregung entsteht, wie sie uns von Natur aus gegeben ist.
Es gibt eine Vielzahl an Pranayama Übungen im Yoga, die dich dabei unterstützen, deinen Atem bewusst wahrzunehmen und dein Nervensystem zu regulieren. Am besten lässt du dir von einer erfahrenen Yogalehrerin einige dieser Übungen zeigen.
Eine meiner liebsten Übungen ist die Energie Atmung. Probier sie doch einfach mal aus:
AtemÜbung: "Flow with your Energy" Atmung
Komme in einen aufrechten Stand - die Beine sind hüftbreit geöffnet. Atme ein und hebe deine Arme über die Seite nach nach oben, bis sich deine Hände über dem Kopf berühren. Atme wieder aus und bringe deine Hände nach unten zum Bereich unterhalb deines Bauchnabels - deinem Kraftzentrum.
Wiederhole diese Abfolge einige Male und stell dir dabei vor, wie du mit jeder Bewegung Prana (Lebensenergie) aufnimmst und direkt in dein Kraftzentrum bringst. Fließe mit dieser Bewegung und sei ganz bei dir.
4. Meditation schenkt dir Vertrauen und Gelassenheit
meistere Widerstände und sammle neue erfahrungen
Meditation unterstützt dich dabei, Vertrauen in das Große Ganze zu fassen und Gelassenheit zu entwickeln.
Vertrauen ist ein wichtiger Aspekt, um ein gesundes Leben zu führen. Wenn wir tiefes Vertrauen entwickeln und tief in uns wissen, dass wir auf unser Leben Einfluss nehmen und ihm nicht einfach völlig ausgeliefert sind, wird es uns möglich, Widerstände mutig zu überwinden und trotzdem weiterzugehen.
Wir dürfen beginnen, neue Erfahrungen zu sammeln und lernen, dass auch schwierige Situationen eine Möglichkeit darstellen, an ihnen zu wachsen und uns weiterzuentwickeln.
Eine meiner liebsten Mediationen ist der "Bodyscan". Der "Bodyscan" unterstützt dich dabei, achtsam in deinen Körper hineinzuspüren, ein Gefühl von Verbundenheit zu entwickeln und Entspannung zu finden.
Eine meiner liebsten Meditationen ist der Bodyscan. Dafür setzt du dich in einen stabilen und bequemen Meditationssitz und schließt deine Augen. Du brauchst nichts zu tun, als deinen ganzen Körper von unten nach oben zu "scannen", also bewusst wahrzunehmen. Beginne am besten bei deinen Zehenspitzen, wandere dann weiter über deine Beine, deinen Bauch, deine Arme bis hinauf zum Kopf und stell dir dabei vor, wie du jeden Zentimeter deines Körpers entspannst. Anschließend kannst du noch einige Augenblicke nachspüren.
5.Asanas erden dich und geben dir Sicherheit
Dein Körper ist der Spiegel deiner Seele
Der Körper ist ein Spiegel unserer bewussten und unbewussten Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und Prägungen. Er sagt uns immer ehrlich und gerade heraus, wie es um uns steht, welche Haltung und inneren Einstellungen wir haben.
Stress speichert sich in unseren Muskeln ab und lässt uns angespannt durch den Alltag gehen.
Durch systematische Bewegung (Yoga-Haltungen) kann eine energetische Entladung erfolgen, Cortisol wird abgebaut und das Gleichgewicht wiederhergestellt. Außerdem verfeinern bewusst ausgeführte Asanas unsere Körperwahrnehmung. Wir können unseren Körper wieder als einen Ort erfahren, an dem wir uns zu Hause fühlen, der uns Sicherheit und Erdung schenkt.
Yoga Übung: Der Drehsitz
Wirkung
balanciert alle 3 Doshas aus, macht die Wirbelsäule flexibler, öffnet die Schultern, stärkt dein Verdauungsfeuer (Agni), massiert die Bauchorgane und löst Stress und Anspannung
Fazit
Yoga-Haltungen, bewusste Atemführung und Mediation sind großartige Möglichkeiten für hochsensible Menschen, um aus dem Stress-Modus auszusteigen. Durch regelmäßiges Praktizieren lernst du einen gesunden Umgang mit äußeren und inneren Reizen und entwickelst mit der Zeit ein Kohärenzgefühl zwischen Körper, Geist und Seele, das dir innere Gelassenheit, Entspannung und Wohlbefinden schenkt.