Geht es dir auch manchmal so? Ein Tag in einer wunderschönen Großstadt, wunderbare Eindrücken, tolle Menschen, bunte Farben – mein Vata Herz schlägt hoch und ich fühle mich inspiriert und voller Ideen. Doch nach einer gewissen Zeit stellen sich Erschöpfung und Überforderung ein – Reizüberflutung lässt grüßen.
Das ist ja auch kein Wunder. Als hochsensible Frau nehme ich viel zu viele Reize auf einmal auf und irgendwann kommt mein System mit der Verarbeitung nicht mehr hinterher. Das liegt daran, dass bei Hochsensiblen mehr Reize ins Bewusstsein weitergeleitet werden, als bei normalsensiblen Menschen.
Deshalb habe ich immer meinen „Notfallkoffer“ mit dabei, um in stressigen Situationen meine Balance wiederzufinden.
Wie kommt es zu Reizüberflutung?
Hochsensible menschen nehmen Reize intensiver wahr
Doch warum gelangen mehr Reize in unser hochsensibles System? Klinische Untersuchungen ergaben, dass bei hochsensiblen Menschen die Abschnitte des Gehirns schwächer ausgebildet sind, die für die Dämpfung der Nervenerregung maßgeblich sind.
Mittels Magnetresonanztomografie wurde festgestellt, dass bei HSP eine erhöhte Aktivität des Zwischenhirns vorliegt. Thalamus und Hypothalamus sind im Zwischenhirn angesiedelt. Der Thalamus hat die Funktion eines Filters und entscheidet, welche Informationen zur Großhirnrinde weitergeleitet werden sollen und welche nicht. Bei HSP werden mehr Reize als wichtig eingestuft und somit auch weitergeleitet und ins Bewusstsein gebracht.
Thalamus und Hypothalamus weisen eine erhöhte Aktivität auf.
Der Hypothalamus bildet das Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, also jenes Nervensystems, das die Selbstregulation des Körpers steuert. HSP weisen einen erhöhten Cortisolspiegel auf und da Cortisol ein Stresshormon ist, das durch den Hypothalamus angeregt, bei langfristigem Stress ausgeschüttet wird, ist eine höhere Aktivität des Hypothalamus bei HSP wahrscheinlich.
hochsensible menschen geraten schnell in eine überforderung
Somit ist es nicht verwunderlich, dass hochsensible Menschen schneller in eine Überforderung geraten, wenn sie zu vielen Reizen ausgesetzt sind. Die Gefahr an chronischem Stress oder an einem Burn-Out zu erkranken ist relativ hoch, weshalb es ganz besonders wichtig ist, als HSP (highly sensitive person) gut auf sich zu achten und seine Grenzen anzuerkennen.
Das ist manchmal nicht ganz leicht, da wir natürlich alle gerne in dieser schnelllebigen und leistungsorientierten Welt wie ein Uhrwerk funktionieren würden. Doch du hast als hochsensibler Mensch ganz viele andere, wunderbare Eigenschaften, die du in unsere Gesellschaft einbringen darfst, wie deine Feinfühligkeit, dein gutes Gespür und deine große Empathie.
Ein liebevoller Umgang mit dir selbst ist das wohl wichtigste Tool, um gar nicht erst in eine Reizüberflutung zu gelangen. Doch wir können nicht alle Stress-Situationen vermeiden.
Heute möchte ich 4 Tools mit dir teilen, die ich stets in meinem Notfallkoffer habe, um bei Reizüberflutung wieder in meine Kraft zu kommen.
Tool Nr. 1 bei Reizüberflutung
Essen & Erden
Eines meiner Lieblings-Tools bei Reizüberflutung ist:
Hinsetzen, Ruhe geben und....etwas essen.
Stressige Situationen kosten Unmengen an Energie und daher ist es besonders wichtig, deinen Körper und dein Gehirn mit ausreichend hochwertiger Nahrung zu versorgen.
Nervennahrung gibt dir den benötigten Energiekick und erdet dich auf sanfte Weise. Diese Erdung ist besonders wichtig, da Hochsensibilität und die vermehrte Verarbeitung von Reizen, mit der luftigen Vata Energie zusammenhängen, die sich durch Erdung wunderbar beruhigen lässt.
Such dir also ein schönes Plätzchen, nimm dir ein paar Augenblicke Zeit und genieße bewusst und achtsam einige Nüsse (oder einen anderen gesunden Snack). Diese enthalten viel Magnesium und B-Vitamine, die dein Nervensystem beruhigen
Wichtig dabei ist natürlich, dass du auch hier gut auf dich achtest und dieses Tool nur dann anwendest, wenn du auch tatsächlich Hunger hast. Insbesondere wenn bei dir Kapha überwiegt, höre gut in dich hinein und probiere ansonsten ein anderes Tool aus.
Tool Nr. 2 bei Reizüberflutung
Der Atem als Superpower
Der Atem ist meine große Stütze, wenn ich mich überfordert fühle oder meine Gedanken zu sehr kreisen.
Die Konzentration auf die Atmung und das vertiefte Ein- und Ausatmen bewirken automatisch eine Beruhigung des Nervensystems. Und genau das ist es, was für hochsensible Menschen so wichtig ist: ein einfaches Tool, das schnelle Hilfe leistet, wenn wir in eine Überforderung bzw. Reizüberflutung geraten.
Vertieftes Ein- und Ausatmen bewirken eine Beruhigung des Nervensystems.
Der Atem ist somit das wichtigste Werkzeug, wenn du dein Nervensystem beruhigen willst. Parasympathikus und Sympathikus, die Hauptakteure des Nervensystems, wenn es um Stress geht, werden durch eine ruhige und tiefe Atmung harmonisiert. Schon nach einigen Augenblicken fühlst du dich viel ruhiger und ausgeglichener.
Nimm dir also einige Augenblicke Zeit, konzentriere dich ganz auf dich und auf deinen Atem. Atme einige Male tief ein und aus und sei ganz bei dir.
Das wars schon. Du kannst diese Übung immer und überall machen.
Tool Nr. 3 bei Reizüberflutung
Schütteln
Verspannst du dich auch, wenn du gestresst bist? Dann ist Schütteln ein gutes Tool für dich, um Stress abzubauen und wieder Entspannung zu finden.
Wenn du in einen Stressmodus gerätst, spannen sich deine Muskeln automatisch an. Sobald du im Ruhemodus bist, sorgt der Parasympathikus dafür, dass sie sich wieder entspannen. Da hochsensible Menschen aber oft unter chronischem Stress leiden, bleibt diese Spannung aufrecht und das kann sehr unangenehm werden und sich zum Beispiel in Spannungskopfschmerzen oder Rückenschmerzen manifestieren.
Du kannst den Stress einfach abschütteln und so deinem Körper das Signal geben, dass die Gefahr nun vorüber ist und er sich entspannen kann.
Und so gehts:
Tool Nr. 4 bei Reizüberflutung
Achtsamkeit
Meine viertes Lieblings-Tool bei Überreizung ist Achtsamkeit. Eine super einfache Methode, die du überall ausführen kannst.
Wenn du bemerkst, dass dich eine Situation überfordert, dann nimm dir einige Augenblicke Zeit für dich. Spür in dich hinein und richte deine Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Sinnesorgan.
Was hörst du jetzt gerade in diesem Augenblick? Was riechst du? Was siehst du? Achte auf jedes kleine Detail und werde dir bewusst, was hier und jetzt geschieht. Ohne es zu bewerten. Du nimmst einfach nur wahr.
Du wirst bemerken, dass die Konzentration auf das Hier und Jetzt dein Gedankenkarussell stoppt, dein System beruhigt und dich wieder fokussierter und klarer werden lässt.
Fazit
Ein gut gefüllter Notfallkoffer ist für hochsensible Menschen eine gute Möglichkeit, um nicht so schnell in Stress und Überforderung zu geraten. Schon mit einfachen, kleinen Übungen ist es möglich, das Nervensystem zu beruhigen und einer Reizüberflutung vorzubeugen. Erden, atmen, schütteln und achtsam-sein - 4 wunderbare Tools, um uns liebevoll zu beruhigen und das Leben zu genießen.
Viel Spaß beim Ausprobieren